In stillem Gedenken
Bundespräsident a.D. Dr. iur. Dr. h.c. mult. Richard Karl Freiherr von Weizsäcker
“Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.” – Verantwortung für sozialen Fortschritt, Gerechtigkeit und Menschenrechte, 1986
Dem Abitur folgten Studien der Rechtswissenschaften, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Oxford, Grenoble und Göttingen. Im Juli 1955 wurde er mit einer Dissertation über Vereinsrecht mit dem Titel „Der faktische Verein“ zum Dr.iur. an der Universität Göttingen promoviert.
1938 tritt Richard von Weizsäcker in den Militärdienst ein.
1984 wird er als sechster Präsident der Bundesrepublik Deutschland vereidigt. Er sieht dabei seine Hauptaufgabe allerdings nicht in bloßen Repräsentationspflichten, sondern in der Begegnung mit Menschen. Er sucht dabei besonders den Kontakt zur Jugend. Auch gegenüber Randgruppen der Gesellschaft oder harten Kritikern des Staates zeigt Weizsäcker keine Berührungsängste. Richard von Weizsäcker reist in Entwicklungsländer und ist unter anderem Schirmherr der Welthungerhilfe. Die weltweite Arbeitslosigkeit und der Umweltschutz sind weitere Anliegen, welchen er sich intensiv widmete. Ein Jahr später tritt von Weizsäcker in die CDU ein. Von 1964 bis 1970 und von 1979 bis 1981 war von Weizsäcker der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, außerdem von 1967 bis 1984 Mitglied der Synode und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.
1965 schlug Helmut Kohl von Weizsäcker als Kandidaten für einen Sitz im Bundestag vor. Weizsäcker lehnte jedoch mit der Begründung ab, dass sich ein politisches Mandat nicht mit seiner Funktion als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages vereinbaren lasse. Ein Jahr später jedoch wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU, welches er bis 1984 blieb. 1969 bis 1981 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1979 bis 1981 fungiert er dort als Vizepräsident. 1981 wird von Weizsäcker Regierender Bürgermeister von West-Berlin. Im September des Jahres 1983 tritt er als erster Regierender Bürgermeister von West Berlin eine Reise in die DDR an.
Weizsäcker setzte sich stark für eine Aussöhnung mit dem Ostblock ein, regte Gespräche mit der DDR an und plädierte dafür, die Reformprozesse in der von Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow geführten Sowjetunion. 1994 bis 1995 wird von Weizsäcker Co-Vorsitzender der „Unabhängigen Arbeitsgruppe“ über die Zukunft der Vereinten Nationen und übernimmt Gastprofessuren in Düsseldorf und Frankfurt/Oder.
1999 wird er einer der “Drei Weisen”, die vom Präsidenten der Europäischen Kommission Romano Prodi gebeten wurden, Vorschläge zur Reform der Institutionen der Europäischen Union auszuarbeiten, um sie in die Lage zu versetzen, neue Mitgliedstaaten aufzunehmen.
1999 bis 2000 ist von Weizsäcker Vorsitzender der Kommission “Gemeinsame Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr”. 2001 Mitautor des Berichts für die Vereinten Nationen “Crossing the Divide, Dialogue among Civilisation” “Brücke in die Zukunft, Ein Manifest für den Dialog der Kulturen”, als einer der von Generalsekretär Kofi Annan zur Mitarbeit eingeladenen “eminent persons”.
2001 wird Richard von Weizsäcker Mitglied der Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz. Von September 2002 bis März 2004 ist Weizsäcker Vorsitzender des Kuratoriums Fluthilfe und seit April 2004 Mitglied der Internationalen Balkankommission.
Richard von Weizsäcker verstarb am 31. Januar 2015 im Alter von 94 Jahren in Berlin-Dahlem.
Ehren und Ehrendoktorwürden
1975 Großes Bundesverdienstkreuz
1982 Ehrenpreis der Stadt Solingen
1983 Senator der Max-Planck-Gesellschaft; Theodor-Heuss-Preis
1984 Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1986 Rhetorik-Preis
1987 Goldene Kamera; Romano-Guardini-Preis; Atatürk-Friedenspreis; Deutsches Sportabzeichen in Gold
1988 Ehrenring des deutschen Handwerks
1989 Joseph-Preis für Menschenrechte
1990 Adolf-von-Harnack-Medaille; Geuzenpenning der niederländischen „Stiftung Geuzen-Widerstand 40-45“;
1990 Ehrenbürger von Stuttgart; Ehrenbürger von Berlin
1991 Goldmedaille der jüdischen Loge B’nai B’rith für besondere Verdienste; Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf
1992 Nansen-Flüchtlingspreis
1993 Heinz-Galinski-Preis
1994 Augsburger Friedenspreis; Leo-Baeck-Preis, Olympischer Orden
1995 Deutscher Staatsbürgerpreis; Buber-Rosenzweig-Medaille; Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
1995 Benennung des Schulzentrums Richard-von-Weizsäcker-Schule in Ottbergen
1996 Kunstpreises zur deutsch-tschechischen Verständigung
1998 Humanismus-Preis des Deutschen Altphilologenverbands (Heidelberg)
2000 Dr.-Leopold-Lucas-Preis (Universität Tübingen); VdK-Preis
2001 Dr. Sieghardt von Köckritz-Preis (Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
2003 Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden e.V.
2003 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur
2003 Martin-Buber-Plakette
2006 Umbenennung der Haus- und Landwirtschaftlichen Schule Öhringen in Richard-von Weizsäcker-Schule Öhringen
2005 Kaiser-Otto-Preis der Stadt Magdeburg
2008 „Four Freedoms Award“, Roosevelt-Stiftung Niederlande, Stadt Middelburg
2009 “Förderer des Buches”, Börsenverein des Deutschen Buchhandels
2009 Corine – Internationaler Buchpreis für “Der Weg zur Einheit”
2009 Martin-Luther-Medaille für besondere Verdienste um den deutschen Protestantismus
2010 Ehrenalumnus von Phi Delta Phi
2010 Richard Merton-Ehrennadel des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft
Ehrendoktorwürden
1985 Weizmann-Institut für Wissenschaften (Rechowot/Israel)
1986 Katholieke Universiteit Leuven
1986 Istanbul
1987 Sucre (Bolivien); Harvard (Cambridge/USA); Göttingen
1988 Nigeria; Oxford; Sofia
1990 Malta
1991 Rotterdam; Madras; Pavia
1993 Baltimore; Danzig
1995 Uppsala
1996 Prag (Karls-Universität, Rechtswissenschaften)
2005 Tokio (Waseda-Universität)